Der Sheldon Cooper aus Ergolding
Beitrag aus der Beilage der Landshuter Zeitung:
Dr. Josef Gaßner ist nicht nur der Vorsitzende von Schritt für Schritt, er ist auch das Gesicht des größten deutschen Wissenschaftskanals auf YouTube. In Teil eins unserer Interview-Serie blickt er auf seine ersten Videos zurück, gibt Einblick in seinen Kanal und erklärt, warum er auch mal mit Obst das Universum erklärt.
INTERVIEW
➔Herr Gaßner, würden Sie sich selbst als YouTuber bezeichnen? Josef Gaßner: Ich zucke immer noch zusammen, aber die Bezeichnung stimmt schon (lacht). Wenn man sieht, wie viel Zeit wir in den Kanal stecken, ist das ein Vollzeit-Job. Auf Vorträgen werde ich in letzter Zeit auch immer wieder als YouTuber vorgestellt.
➔Sie sind das Gesicht des Kanals „Urknall, Weltall und das Leben“ mit über 320000 Abonnenten. Wie kam es dazu? Ein Buch von Harald Lesch und mirwar der Auslöser. Der Verlag hatte die Idee, dieses Buch mit Videos zu bewerben.
➔Wie sahen die ersten Videos aus? Die gingen nur wenige Minuten über ein Thema. Ich fand sie nicht so prickelnd, aber die Leute waren begeistert. Da haben wir mit längeren Videos weitergemacht. Eines war uns aber von Beginn an wichtig: Unsere Videos sollen rein wissenschaftlich sein.
➔Eher ungewöhnlich auf YouTube. Genau. Viele geben ja ständig ihre Meinung zu Themen ab. Bei uns zählt nur der aktuelle wissenschaftliche Stand.
➔Was unterscheidet Sie noch von klassischen Influencern? Social-Media-Experten würden vermutlich Heulkrämpfe mit uns bekommen. Die würden sagen: Es guckt doch keiner Videos, die eineinhalb Stunden lang sind. Und dann die Vorschaubilder, die sind ja todlangweilig, da braucht es doch Clickbait ohne Ende. Aber das ist uns einfach egal. Und das Schöne ist: Es funktioniert.
➔Neben Harald Lesch und Ihnen finden sich weitere Personen auf dem Kanal. Wie kam es dazu? Ich wollte unbedingt Kollegen für das Projekt gewinnen. Ganz wichtig als Wissenschaftler ist es, die Grenzen der eigenen Kompetenz zu kennen. Ich möchte nicht über etwas sprechen, wo ichmich nicht wirklich auskenne.
➔Wie liefdie Suche? DieKollegen hatten große Vorbehalte. Auf YouTube verliere man sein Ansehen, da begebe man sich auf ein schlimmes Pflaster ... solche Dinge. Dann kam die Wende: Wir alle halten ja öffentliche Vorträge. Und zu meinen kamen plötzlich viele junge Leute. Wegen YouTube. Die wollten den mal live sehen, den sie sonst nur vom Bildschirm kennen. Da hatten die Kollegen auf einmal doch Interesse (lacht).
➔Wie entsteht eines Ihrer Videos? Ich habe mir im Keller ein kleines Studio eingerichtet. Je nach Thema mache ich mir Gedanken oder schreibe einen kleinen Fahrplan fürs Video. Ein Skript gibt es bei uns aber nicht. Auch ein großer Unterschied zum restlichen Content auf YouTube, da ist ja das meiste geskriptet.
➔Warum tun Sie das nicht? Bei uns steht jemand vor der Kamera, der weiß, wovon der redet. Der im Laufedes Videos die Idee mit eigenen Worten ent wickelt und nie weiter vereinfacht, als es kor rekt wäre. So werden die Videos länger. Aber es muss Zeit sein, auch mal eine Erklärtafel einzublenden.
➔Die sind oft auch humorvoll. Tritt man Ihnen zunahe, wenn man da an den nerdigen Wissenschaftler Sheldon Cooperaus „TheBig Bang Theory“ erinnert wird? Das dürfen andere beantworten (lacht). Viele finden meine Anekdote mit der Orange lustig. Ich wollte da zeigen, wo unser Platz im Universum ist: Wenn die Sonne so groß wäre wie eine Orange, dann wäre unser Nachbar, der Stern Proxima Centauri, 400 Kilometer hinter Moskau. Von diesen unfassbaren Entfernungen reden wir also. Wir Menschen kreisen auf dem dritten Felsenplaneten eines gewöhnlichen Sterns, blicken nach draußen und versuchen, die unfassbare Größe des Universums zu verstehen.
➔Welche Videos kommen besonders gut an? Alles zu Schwarzen Löchern, Außerirdischen oder Dunkler Materie. Trotzdem versuchen wir, uns nicht zu sehr davon leiten zu lassen und sind um einen breiten Querschnitt an Themen bemüht.
➔Wie sieht denn Ihr typischer Zuschauer aus? Wir haben einen sehr hohen Männeranteil, über 90 Prozent. Wir hoffen, bei den Frauen irgendwann aufzuholen. Im Kernbereich sind unsere Zuschauer zwischen 30 und 50 Jahre alt, es gucken aber auch 16-Jährige zu, genauso wie über 70-Jährige.
…. leider dürfen wir nicht den gesamten Artikel hier veröffentlichen. Über den Online-Zugang der Landshuter Zeitung ist der gesamte Artikel abrufbar.
Interview von Florian Wende